Wieder einmal hat der Mensch sich selbst übertroffen. Ein mit überbezahlten Frisuren dekorierter Ballclub gewinnt ein Spiel, und Frankreich reagiert wie ein Besoffener, dem man die letzte Hirnzelle rausgejubelt hat. Zwei Tote, fast 200 Verletzte, 500 Verhaftete – und das alles im Namen des runden Leders, das 90 Minuten lang von 22 Gladiatoren herumgekickt wurde, die mehr verdienen als ein Arzt in einem Jahrzehnt.
„Civitas? Non est.“ (Stadtbürgertugend? Gibt es nicht.)
Ein 17-Jähriger wird abgestochen, ein 20-Jähriger überfahren – aber die eigentliche Tragödie scheint für die Masse zu sein, dass das Feuerwerk nass wurde. Schaufensterscheiben wurden zu Kollateralschäden der Euphorie erklärt, Autos in Fackeln des Patriotismus verwandelt. Was für ein Spektakel. Wenn der moderne Mensch feiert, macht er es wie ein Berserker mit ADHS: laut, sinnlos, destruktiv.
Und während die Ordnungshüter mit Raketen begrüßt werden wie einst Cäsar auf dem Forum Romanum – nur etwas weniger höflich –, plärren Innenminister über „Barbaren“. Wie entzückend, dass die Barbaren inzwischen Hausausweise tragen, Selfies machen und lieber Läden plündern als Länder. Vielleicht hätte Diogenes ja doch auf dem Boulevard Champs-Élysées in seiner Tonne wohnen sollen – er hätte sich das Lachen nicht verkneifen können.
Die wahre Pointe: Es wird nichts ändern. Morgen spielt PSG wieder, und morgen wird wieder gezündelt. Die einen nennen es „Leidenschaft“, der kynische Philosoph nennt es „kollektive Idiotie mit Pyrotechnik“.
„O misera hominum mentes, o pectora caeca!“
(„O elendes Denken der Menschen, o blinde Herzen!“ – Lukrez)
Quelle:
watson.ch – PSG gewinnt, Paris blutet. Zwei Tote, hunderte Verletzte, und die Politik nickt ab. Fußball als Trostpflaster für Chaos.
https://www.watson.ch/international/sport/457114231-zwei-tote-hunderte-verletzte-nach-psg-triumph-in-der-champions-league