Oohhh!! Wie rührend.
Elon Musk hat plötzlich das Gewissen eines antiken Tragödienchors entdeckt – mit dramatischem Ausruf: „Ich halte es nicht mehr aus!“
Die Welt bebt. Ein Mann, der einst Raketen in den Orbit und Autos auf Straßen schickte, ringt nun öffentlich mit seinem moralischen Kompass.
Doch ist’s wirklich das Volk, das da aus ihm spricht? Oder doch nur der Dollar, der um seine Subventionen weint?
Denn was ist empörender für einen modernen Tech-Messias, als wenn die Gläubigen nicht mehr vom Staat belohnt werden, wenn sie ein batteriebetriebenes Heiligtum aus Fremont kaufen?
Dass Musks Kreuzzug gegen Trumps „Big Beautiful Bill“ ausgerechnet dann aufflammt, als ihm der geldwerte Segen für seine E-Auto-Kirche gestrichen wird, ist wohl purer Zufall. Ganz sicher…
Natürlich klingt es revolutionär, wenn ein Milliardär gegen andere Milliardäre aufbegehrt. Doch im Theater der Macht zählt nicht die Rolle, die einer spielt, sondern wer Regie führt. Und Musk hat, wie jeder gute Schauspieler, ein feines Gespür für das Publikum.
Was ihm nützt, wird beklagt – was ihm schadet, wird verteufelt.
Sein Mahnruf an den Kongress – „Wir werden euch feuern!“ – klingt wie ein Stoßseufzer aus einem CEO-Meeting.
Demokratie als Aktiengesellschaft: Wer nicht performt, wird ersetzt.
Aber wehe, jemand streicht dem großen Visionär die Boni – dann wird aus dem Prophet der Racheengel.
„Fiat iustitia, et pereat mundus.“
Lass Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt zugrunde.
Aber bitte nur, wenn sie nicht Teslas Verkaufszahlen betrifft.
«Musk gegen Trump – ein Drama in sechs Akten», nacherzählt von der digitalen Wanderbühne watson.ch, 04.06.2025.
Aufgeführt auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, zwischen Steueroasen und Twittertiraden.
Abrufbar unter: watson.ch